Die Magie des Nachthimmels

Millionen von funkelnden Sternen leuchten in den unendlichen Weiten des Nachthimmels. Es gibt in der Schweiz wenige Orte, wo diese sanfte Glut beobachtet werden kann. Der Naturpark Gantrisch ist für seine hohe Nachtdunkelheit in seiner dunklen Zone als schweizweit erstes Gebiet mit dem internationalen Label «Dark Sky Park» ausgezeichnet worden.

Lichtverschmutzung bedroht die natürliche Schönheit des Nachthimmels und hat weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt. Sie entsteht durch übermässige und ineffiziente Beleuchtung, sei es in Städten, Industriegebieten oder entlang von Verkehrswegen. Statt die Nacht in Dunkelheit zu hüllen, wird der Himmel von einem Schleier aus künstlichem Licht durchdrungen, der die Sicht auf Sterne und Planeten verdeckt.

Die Konsequenzen der Lichtverschmutzung sind vielfältig. Sie stört den natürlichen Lebensrhythmus vieler Tierarten, beeinträchtigt die Orientierung von Zugvögeln und wirkt sich negativ auf den Lebensraum von nachtaktiven Tieren aus.

Im Naturpark Gantrisch hat die Nacht einen hohen Stellenwert: Gemeinsam mit Parkge-meinden und Partnern setzt sich der Förderverein Region Gantrisch (FRG) für den Schutz der Nachtdunkelheit ein. «Der Weg zur Auszeichnung war ein langer Hürdenlauf – aber er hat sich gelohnt.» Nicole Dahinden, Projektleiterin Nachtlandschaft beim FRG, blickt auf die vergangenen Monate und Jahre «mit vielen spannenden Erfahrungen» zurück.

Die ersten Kontakte zur internationalen Dachorganisation DarkSky International fanden 2016 statt. Acht Jahre später erhält der Naturpark Gantrisch für seine dunkle Zone im südlichen Teil des Parks das Label «Dark Sky Park» mit dem Namen «Gantrisch Dark Sky Zone» – als erstes und einziges Gebiet in der Schweiz. Für Nicole Dahinden «ein unbeschreiblich schönes Gefühl und eine grosse Wertschätzung für die Nachtdunkelheit». Auch Lydia Plüss, Geschäftsführerin des FRG, freut sich über das Label: «Diese schweizweit erste Auszeichnung ist ein Beweis für die Einzigartigkeit unserer Region und belohnt das Engagement aller Beteiligten, die sich für die Bewahrung der Nachtlandschaft einsetzen.»

Für die Organisation DarkSky Switzerland, unabhängiges Mitglied von DarkSky International, ist das ein «besonderer Moment», so Geschäftsführer Dr. Lukas Schuler. DarkSky Switzerland hat den Naturpark Gantrisch auf dem Weg zum Label begleitet und mitgefiebert: «Wir sind stolz», sagt er, «es ist ein Meilenstein – die Schweiz hat offiziell einen Dark Sky Park.»

So schützt der FRG die Nacht

Der FRG hat in Absprache mit den Parkgemeinden im Jahr 2018 eine 104,7 Quadratkilometer grosse Schutzzone definiert. In diesen Gebieten gelten seither besondere Bestimmungen für Beleuchtungen, die der FRG gemeinsam mit den Parkgemeinden erarbeitet hat. Die Bestimmungen sind nicht rechtsverbindlich, werden aber insbesondere von den sechs Gemeinden in der Gantrisch Dark Sky Zone zum Schutz der Nachtdunkelheit freiwillig umgesetzt.

Der Naturpark Gantrisch wird einerseits dafür ausgezeichnet, dass die definierte dunkle Zone über längere Zeit eine messbar überdurchschnittlich hohe Nachtdunkelheit aufweist und diese gleichzeitig der Öffentlichkeit zugänglich ist. Andererseits erhält er das Label, weil die betroffenen Gemeinden den regionalen Beleuchtungsrichtlinien zugestimmt haben und der FRG den Schutz der Nacht in seiner Charta verankert hat.

Das «Dark Sky Park»-Zertifikat würdigt auch die Sensibilisierungsmassnahmen des FRG. Dieser unterstützt unter anderem den Anlass «Die Nacht ist schön» und veranstaltet Nachtführungen. Er informiert zudem via Website, Social Media und Publikationen in verschiedenen Medien, an Veranstaltungen und mit Beratungsangeboten zum Thema. Seit 2016 betreibt er ein Monitoring über die Nachtdunkelheit im Park.

Für die FRG-Präsidentin Franziska Stucki-Oswald «ist die Auszeichnung ein Zeichen funktionierender Zusammenarbeit in der Region», wie sie bekräftigt, «dank der Mithilfe vieler Partner kann der FRG die Nacht in der Region und damit das Ökosystem intakt halten. Dafür gebührt allen Beteiligten ein grosses Dankeschön.» gantisch.ch/nachtlandschaft

Warum braucht es die Nachtdunkelheit?

Das Licht der Sonne gibt den Tages- und den saisonalen Rhythmus vor, nach dem sich alle Lebewesen, also auch der Mensch, richten. Dies funktioniert jedoch nur mit seinem Gegenspieler: der Dunkelheit. Künstliches Licht in der Nacht beeinflusst sämtliche Prozesse, die auf diesen Rhythmen beruhen wie Regeneration, Ruhezeiten und Photosynthese. Deshalb setzt sich der Förderverein Region Gantrisch (FRG) gemeinsam mit den Parkgemeinden für den Schutz der Nachtdunkelheit im Naturpark Gantrisch ein.

«Künstliches Licht hebt den schützenden Mantel der Dunkelheit auf und macht Tarnungen sowie die Anpassungsleistungen der nachtaktiven Lebewesen zunichte», wie Nicole Dahin-den, Projektleiterin Nachtlandschaft beim FRG, erklärt. Wenn die Nacht zum Tag gemacht wird, führt dies zu einer Verarmung der Biodiversität. Die Folgen sind bekannt: Die Stabilität und die Flexibilität des gesamten Ökosystems sowie seine Fähigkeit, durch die Artenvielfalt auf Veränderungen reagieren zu können, nehmen ab. Das System wird träge und hilft nicht mehr mit, unser von der Natur abhängiges Dasein zu fördern.

 

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